Allgemeines

Die Feierlichkeiten am Wochenende sind dreigeteilt. Die Hauptereignisse sind die Pferdesegnung, das Pferderennen (Palio) und das Weinfest. Aber schon in den Wochen vor dem Fest ändert sich die Stimmung in der Stadt deutlich. Die Einwohner laufen bereits mit Halstüchern herum, die Wappen und Farben ihrer Heimat und damit den Rennstall zeigen, für den man hält. Die Häuser sind mit den Bannern und Wappen des Stadtteils und der eigenen Familie geschmückt. Einwohner rivalisierender Stadtteile grüßen sich bereits nicht mehr, wenn der Palio näher rückt, und man sucht den Kontakt mit der eigenen Mannschaft.

Fahnenschwenker proben dann ihre Künste, Handwerker errichten die Tribünen, Damen schmücken wichtige Straßen mit Blumen, auf den Flüssen werden Boote und Plattformen befestigt, von denen die Elite dem Spektakel zusehen und dabei speisen kann.


Die Pferdesegnung


Die Pferdesegnung findet am Freitag, den 7. Oktober, einen Tag vor dem Rennen statt. Der Freitag ist gewissermaßen der Tag der Vorbereitungen für den Samstag.

Der Pferdesegnung geht ein Umzug der jeweiligen Stadtteile zum Zentrum der Stadt — dem Marktplatz — voraus. Die Fantini beginnen dabei am historischen Kern ihres eigenen Viertels und ziehen dann mit ihrem Pferd am Zügel, begleitet von hohen Würdenträgern, den wichtigsten Leuten des Stadtteils, Musikern, Fahnenschwenkern und Gardisten durch die geschmückten Straßen. Die Parade läutet die Feierlichkeiten des Wochenendes offiziell ein, und bietet den Einwohnern die Möglichkeit, ihren Helden zu feiern. Dieser ist dabei in erster Linie das Pferd, der Berbero, und nur in zweiter Linie der Fantino, da beim Palio der siegt, dessen Pferd zuerst am Ziel ankommt.

Wenn alle auf dem Marktplatz angekommen sind, führt der Bischof Pferde und Reiter in den Dom, um anschließend eine Messe und die Segnung der Pferde zu zelebrieren. Es gilt dabei im übrigen als gutes Omen, wenn sich der Berbero im Dom erleichtert.


Der Palio


Das Pferderennen wird am Samstag, den 8. Oktober, abgehalten. Es handelt sich hierbei um den eigentlichen Höhepunkt.

Nachdem die Straßen gesperrt worden sind, finden sich die Fantini auf dem Universitätsplatz ein. Dort beginnt der Palio mit einem vom Dogen beorderten Kanonenschuss, wonach das Abtrennseil herabgelassen wird. Es folgt ein brachiales Rennen, bei dem es so gut wie keine Regeln gibt. Im Großen und Ganzen besteht das Regelwerk nur aus drei Paragraphen:

Es gibt dazu noch eine vierte Regel, die besagt, dass bei Streitigkeiten der Doge zu entscheiden hat. Sie gehört aber nicht zu den historischen Regeln, da diese erst ca. 1460 eingeführt wurde.

Beim Rennen wird abgedrängt, bedrängt, mit der Rute geschlagen, geschimpft, beleidigt, geflucht, an Hauswänden gerempelt — und dabei wurden die unschönsten Dinge noch gar nicht genannt. Es sind schon einige Unfälle geschehen, und ein Ausscheiden ist nichts Ungewöhnliches. Für manchen endete der Palio in einer scharfen Kurve, an einer Hauswand oder im Kanal. Nicht wenige bleiben mit schweren Verletzungen zurück. Deswegen steht an den besonders gefährlichen Stellen auch immer ein Trupp Malteser bereit, um das Schlimmste zu verhindern. Abschnitte wie der Vincolo dei Ulivi und die Meisterkurve sind berüchtigt.

Das alle hindert aber die Zuschauer nicht daran, diesem Wettkampf mit Fahnenschwenken, Liederchören, Klatschen, Zurufen und anderen Manövern zu frönen. Der Sieg beim Palio bedeutet eine Ehrung des jeweiligen Stadtteils, eine Niederlage — und alles, was nicht der erste Platz ist, gilt als Niederlage — wird als Beleidigung und Ehrverletzung des jeweiligen Stadtteils angesehen. Deshalb geben sich alle Mühe, dass der Fantino der eigenen Heimat auch als erstes ankommt. Mangelnde Unterstützung vonseiten der Bewohner eines Quartiers gilt als fehlende Kameradschaft, Faulheit, oder gar Verrat an der Heimat. Auch Ausländern wird geraten, beim Palio zumindest oberflächlich irgendeinen Fantino zu unterstützen, da ein Konzept wie "Neutralität" auf tiefste Abneigung stößt — jemand, der sich nicht festlegt, gilt als Mitläufer, Wendehals und gehört für die Palatiner zu der Sorte von Heuchlern, die dann den Sieger feiern und sagen: "Ich hab es doch sofort gewusst!" Solchen Leuten droht in Palatina spontane, öffentliche Kartoffelung.

Mit der Ankunft des ersten Pferdes am Ratsplatz endet der Palio. Es folgt eine Siegerehrung durch den Dogen, wonach das Weinfest beginnt.


Weinfest


Das Weinfest findet am Sonntag, 9. Oktober, auf dem Marktplatz statt. Es gilt als Ausklang der Feierlichkeiten.

Nachdem der Palio vorüber ist, werden die Absperrungen wieder entfernt, und auf dem Marktplatz lange Tafeln, Stühle und Kessel vorbereitet, Grille aufgestellt, die Weinfässer herbeigerollt, die Bühne für Musiker aufgerichtet, eine Tanzfläche geboten und damit der entspanntere Teil des palatinischen Festes begonnen. Einige sättigen hier ihren Appetit und Durst für Monate, wenn dutzende Köche sich um gegrillte und gekochte Speisen kümmern, ellengroße Teller den Gästen serviert, und Weine aus allen Teilen der Republik und darüber hinaus angeboten werden. Unter den Arkaden der Markthalle findet die jährliche Weinprobe statt.

Gaukler und Schauleute treten auf, man fachsimpelt über die Ereignisse des Rennens, versenkt seinen Kummer ob der Niederlage oder feiert den Sieg des eigenen Stadtteils, kommt ins Gespräch mit Nachbarn und Freunden, bandelt an, oder hat die Gelegenheit mit hohen Würdenträgern zu sprechen, welche sonst anderweitig beschäftigt wären. Manchmal kehrt auch der Fantino mit dem Berbero zurück. Letzterem gilt dann besondere Aufmerksamkeit, wird umsorgt, gestreichelt, oder berührt, da man dem Sieger glückbringende Wirkung nachsagt.

Nach ordentlichem Schmaus, Trank, Unterhaltung, Tanz und Musik endet das Weinfest mit einem Feuerwerk über der Città Nuova.