Manche mögen sich jetzt fragen, wo denn Palatina überhaupt liegt. Der Schriftsteller Federicus Scylla beantwortete diese Frage folgendermaßen:
Wo Wein, Olivenöl und Butterhermelinsauce in Strömen fließen,
herab in die Fluten des Rio, zum Meer,
da liegt mein Vaterland gleichsam wie ein Nusshörnchen mit Dattelfüllung.
Wenig später verstarb der große Dichterfürst, als er im letzten Stadium seines Wahnsinns behauptet hatte, Fliegenpilzsuppe sei das hervorragendste Gericht der Welt, und nach seinem folgenden Mahl den eigenen rechten Fuß aufaß.
An dieser Stelle wird deutlich, dass Literaten sich nur in begrenztem Maße als Kartographen eignen.
Werfen wir also einen Blick auf Italien, die gelobte Halbinsel, den goldenen Stiefel, die Heimat von Kunst und Kultur, das Herz des Rinascimento, das Licht in der Dunkelheit!
Italien, Anno Domini 1560
![Italienkarte](img/bilder/karte1_klein.png)
Nach jahrzehntelangen Kriegen um die Vorherrschaft zwischen den Habsburgern auf der einen und Frankreich auf der anderen Seite ist ein brüchiger Frieden in Italien eingekehrt. Die kleinen Staaten der Halbinsel hatten sich dabei auf jeweils verschiedene Seiten gestellt, und sind bis heute einer Großmacht verbunden.
Neapel, Sizilien, Sardinien sowie das Herzogtum Mailand stehen dabei unter der Kontrolle der spanischen Habsburger, welche als Hegemon Italiens fungieren. Die Republik Genua und das Herzogtum Savoyen gehören zu den Kaiserlichen, sind also den österreichischen Habsburgern verbunden, und damit auch den Spaniern. Dasselbe gilt für das Herzogtum Mantua (5), welches neben Mantua selbst auch die Markgrafschaft Montferrat kontrolliert und trotz seiner geringen Größe als wichtigster habsburgischer Verbündeter gilt.
Das Herzogtum Toskana indes ist an guten Beziehungen mit allen Staaten interessiert, neigt aber eher Frankreich zu. Die Medici sind auf starke Weise mit dem französischen Königshaus liiert, was sie zum Teil dieser Partei macht. Auch Modena (3) befindet sich in der Interessensphäre der Lilie.
Zu den mehr oder minder neutralen Staaten zählt die Republik Venedig, welche als mächtigster freier italienischer Staat auch noch Gebiete im östlichen Mittelmeer beherrscht, und stark genug ist, eine eigenständige Politik zu betreiben. Dasselbe gilt für den Kirchenstaat, aufgrund der besonderen Rolle des Papstes; ihm sind auch die Herzöge von Parma (4) aus dem Hause Farnese verbunden. Auch die Republik Lucca (2) gilt als neutral, da die starken Mauern der Hauptstadt eine Eroberung unprofitabel erscheinen lassen.
Die Republik Palatina (1) ist ebenfalls Teil dieses Machtgeflechtes, und aufgrund der geographischen Lage an Freundschaft mit dem Papst einerseits, sowie an Bündnissen mit den Habsburgern andererseits interessiert, um den Heiligen Vater und den Kaiser bzw. König von Spanien als Schutzschild gegen die Toskana aufzubauen.
Mittelitalien
![Karte Mittelitaliens](img/bilder/karte2.png)
Palatina selbst liegt als kleiner Pufferstaat zwischen dem Gebiet des Herzogs der Toskana und dem des Heiligen Vaters. Die wichtige Verbindungsstraße von Siena nach Rom passiert die Hauptstadt, und die Kontrolle des Rios schafft Zugang zum Tyrrhenischen Meer. Die Straße nach Perugia führt letztendlich zum adriatischen Meer, was Palatina zu einem wichtigen Knotenpunkt des mittelitalienischen Straßennetzes macht, sowie zu einem Warenumschlagplatz für Fernwaren, die über den Fluss und das Tyrrhenische Meer hier ankommen.
Das Gebiet der Republik ist nicht sonderlich groß, von Norden nach Süden spricht man von circa 40-45 Meilen, vom Westen nach Osten von etwa 35 Meilen. Die natürlichen Grenzen bilden dabei die Valla delle Colline (Tal der Hügel) und der große Laubwald im Norden, das Gebirge im Osten, das Ende der Bassa Mandrana im Süden und das Meer im Westen.
Insgesamt hat die Republik rund 75.000 Einwohner, von denen um die 40.000 auf Palatina selbst entfallen. Die restlichen leben auf dem Land. Neben den ungenannten Höfen, Siedlungen und Fischerdörfern gibt es noch drei herausragende Siedlungen in der Republik: Porto Vecchio am Meer, welches als wichtige Durchfahrt für die Schiffe nach Palatina gilt; Borghetto an der Grenze zu sienesischem Territorium und schließich Castiglione sul Mandro, eine Festungsstadt im Süden.