II. Astronomie (Astrologie)
Die Astronomie der damaligen Zeit beinhaltete auch Astrologie, und unterscheidet sich damit schwerwiegend von unserer modernen Vorstellung bezüglich dieser Wissenschaft. In der damaligen Zeit galt sie aber in jeglicher Form als anerkannt. Auch renommierte Astronomen fertigten für Auftraggeber Horoskope an, um ihr Honorar aufzubessern. Den Gestirnen wurde Auswirkung auf große Ereignisse und persönliche Erlebnisse zugestanden. Aus diesen und navigatorischen Gründen galt das vorausberechnen von Sternkonstellationen und Planetenbahnen als große Kunst.
Der Franke Regiomontanus (1436-1476) war der führende Astronom des 15. Jahrhunderts. Er leistete Vorarbeiten für die spätere Korrektur des Julianischen Kalenders, und fertigte eine Unmenge von Tabellen an, in welchen er die Stellung von Sonne und Mond an verschiedenen Tagen vorausberechnete. Die reichhaltige Anzahl dieser Vorausberechnungen kamen der Seefahrt und Navigation zugute, welche die Entdeckungsreise der Portugiesen und Spanier erleichterten. In diesem Zusammenhang entwickelte er den Jakobsstab weiter, eines der wichtigsten Hilfsmittel der Navigation.
Außerdem gilt er als der erste Europäer, der eine wissenschaftliche Beschreibung eines Kometen abfasste.
Der bedeutendste Astronom des Rinascimento war ohne Zweifel Nicolaus Copernicus (1473-1543). Er konnte schlüssig nachweisen, dass die Beobachtungen des Himmels auch auf ein heliozentrisches, also sonnenzentriertes Gestirnsystem hinweisen könnten, in dem die Erde zudem um sich selbst drehe. Kopernikus ging dann den entscheidenden Schritt weiter, indem er dieses System nicht nur für möglich hielt, sondern auch vertrat. Nikolaus von Kues und Regiomantus hatten dabei die Grundlagen für die weiter ausformulierten Theorien des Copernicus geliefert. Seit der Antike hatte das geozentrische Weltbild überwogen, in dem die Erde im Mittelpunkt stand, und war durch Aristoteles – dem großen Lehrvorbild der Scholastik – im Mittelalter weiterhin verblieben. Einzig Aristarch von Samos (ca. 300 v. Chr.) hatte schon vorher ein heliozentrisches Weltbild vertreten, hatte sich damit aber nicht durchsetzen können.
Das Kopernikanische System löste insofern einen Aufschrei in der Wissenschaft aus, da auch viele weitere Theorien, die auf der Geozentrie beruhten, nun in Frage gestellt wurden. Beispielsweise erklärte man sich die Gravitation dadurch, dass die Erde kugelrund sei, und im Kosmos alles anziehe – ein Problem, das bis zu Newtons Lehren nicht gelöst werden konnte, da es mit dem neuen Weltbild nicht vereinbar war (selbst Galileo sollte davor kapitulieren).